DVD REVIEW

EIN UNSICHTBARER GEHT DURCH DIE STADT (1933)
Regional Code 2,
sound film, b/w, German language
approx. 98 mins,
Koch Media,
released 05 Jun 2009
    Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt DVD Cover
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Harry Piel, dem "Dynamit-Regisseur" und "Mann ohne Nerven", der in der Stummfilmzeit Ruhm als Regisseur und Darsteller explosiver Sensationsfilme erntete, spezialisiert auf waghalsige Stunts und Raubtier-Nummern, ist in der Edition "Schätze des deutschen Tonfilms" eine kleine Reihe gewidmet, in der nun drei seiner frühen Tonfilme auf DVD erschienen sind: JOHNNY STIEHLT EUROPA, SEIN BESTER FREUND und EIN UNSICHTBARER GEHT DURCH DIE STADT. Da der Großteil von Piels persönlichem Filmarchiv in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs durch einen Bombenangriff zerstört wurde, sind viele Filme aus seinem Nachlass nicht erhalten, und als Ausgangsmaterial für heutige Vorführungen stehen nur mehr oder weniger stark beschädigte Vorführkopien zur Verfügung. Bild und Ton sind daher nicht optimal, obwohl das Material für die DVD-Veröffentlichung digital bearbeitet wurde. Die Restaurierung erfolgte mit Unterstützung des Bundesarchiv-Filmarchivs Berlin.

In EIN UNSICHTBARER GEHT DURCH DIE STADT aus dem Jahr 1933, im Ausland auch unter dem Titel "Mein ist die Welt" gelaufen, spielt Piel den Berliner Taxi-Chauffeur Harry, der unverhofft in ein wildes Abenteuer gerät. Vieles in diesem frühen Tonfilm ist noch in Stummfilm-Manier inszeniert, z.B. das kleine Taxi-Wettrennen gleich zu Beginn des Films. Dafür werden die neuen Mittel des Tonfilms genutzt, um zum Beispiel die "Berliner Schnauze" zu präsentieren. Sinnvoll eingesetzt wird die Tonspur auch in den Szenen, in denen Harry unsichtbar wird: Eines Nachts steigt in Harrys Taxe nämlich ein Fahrgast, der es besonders eilig hat. Er vergisst einen Koffer, den Harry mit nach Hause nimmt. Darin findet er einen geheimnisvollen Apparat mit futuristischem Helm. Als Harry den Helm aufsetzt und den Apparat einschaltet, ist er im Bild nicht mehr zu sehen. Wir hören nur noch seine Stimme und ahnen, welchen Schabernack er gerade treibt -- diese Szenen hätte man im Stummfilm so nicht inszenieren können!

Schließlich wird Harry reich und wieder arm und sein bester Freund wird zum Gegenspieler und das Mädchen seiner Träume kriegt er auch mit dem tollsten Zauberapparat nicht, so dass er am Ende froh ist, wieder nur ein einfacher Taxifahrer zu sein. "Hier ist selten so naiv und ursprünglich, so kinoecht und filmischer ein 'Einfall' Film geworden", schrieb der Film-Kurier zur Uraufführung: "Ohne in Kitsch abzugleiten, ohne den Geschmack zu verletzen, ohne die Grenzen des Grauens und der Spannung in der Richtung der amerikanischen Gruselfilme Frankenstein und Co. zu überschreiten." Ein harmloser Spaß eben, in dem der utopische Gegenstand zu allerlei Kapriolen und verrückten Situationen führt und Harry Piel in gewohnter Manier zugleich den Regisseur, Hauptdarsteller und Stuntman gibt.

OLAF BRILL
18 Aug 2009

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filmhistoriker.de, edited by olaf brill.

Last update (this page): 18 Aug 2009.

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