DVD/BLU-RAY REVIEW

FRITZ LANG'S METROPOLIS
RECONSTRUCTED & RESTORED

DVD/Blu-ray, Regional Code 2
silent with musical score, b/w
German intertitles,
optional with English subtitles
approx. 150 mins
Eureka Entertainment,
The Master of Cinema Series, No. 8
released 22 Nov 2010


About this DVD/Blu-ray:

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    METROPOLIS on DVD and Blu-ray

Die neue METROPOLIS-DVD liegt mir vor. Wieder einmal ist Eureka Entertainment aus London das erste Label, das die neueste Rekonstruktion dieses Films der Öffentlichkeit in Europa als Kaufvideo zugänglich macht. Eine deutsche Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray ist noch nicht angekündigt, wird aber sicherlich in Kürze ebenfalls erfolgen. Das ist nun also der Höhepunkt des METROPOLIS-Jahres 2010: Endlich können wir jene Version dieses Films der Superlative erwerben und zuhause angucken, die der Premierenfassung aus dem Jahr 1927 näher kommt als jede andere Fassung, die wir seitdem gesehen haben. Ist es diesmal die ultimative Version?

METROPOLIS galt Jahrzehnte lang als berühmtestes Beispiel eines Films, der nicht vollständig erhalten ist: Nach seiner Premiere im Jahr 1927 auseinander gerissen und gekürzt, galt etwa eine halbe Stunde der ursprünglichen Laufzeit als unwiederbringlich verloren. So fehlte diese halbe Stunde auch noch, als im Jahr 2001 mit großem Aufwand eine neue Rekonstruktion angefertigt und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. 2008 tauchte dann doch noch in einem kleinen Museum in Buenos Aires bisher unbekanntes Material auf, das tatsächlich etwa fünfundzwanzig Minuten der fehlenden halben Stunde enthielt. Der heilige Gral der Filmforschung war überraschend gefunden, und so wurde eine neue Rekonstruktion des Films in Auftrag gegeben, bei der nicht etwa einfach nur die neuen Szenen in die freien Stellen im Film eingefügt wurden, sondern auch anhand des neu gefundenen Materials die Montage der alten Rekonstruktion überdacht und zum Teil neu arrangiert wurde. Es entstand ein METROPOLIS, wie wir es noch nie gesehen hatten, und im Februar dieses Jahres wurde dieses neue METROPOLIS feierlich der Öffentlichtkeit vorgestellt, in einer Stummfilmaufführung, wie es sie wohl auch noch nie gegeben hat: Zeitgleich fanden Gala-Premieren mit großem Sinfonieorchester in Berlin und Frankfurt statt, die Berliner Aufführung wurde live im Fernsehen und auf eine vor dem Brandenburger Tor aufgespannte Leinwand übertragen.

Wer eine deutsche Veröffentlichung auf DVD oder Blu-ray nicht abwarten will und nicht allzu viel Wert auf umfangreiches Bonusmaterial legt, kann ruhig bei der englischen Fassung zugreifen: Denn Eureka präsentiert den Film mit den originalen deutschen Zwischentiteln, optional mit (neu übersetzten) englischen Untertiteln. Die Original-Filmmusik von Gottfried Huppertz, die bei der Rekonstruktion eine große Rolle gespielt hat, wurde vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Leitung von Frank Strobel neu eingespielt, optional steht außerdem ein Audio-Kommentar der Filmhistoriker David Kalat und Jonathan Rosenbaum zur Verfügung. Als Bonusmaterial ist auf der Scheibe neben einem Trailer zur Rekonstruktion noch Artem Demenoks neue Dokumentation DIE REISE NACH METROPOLIS enthalten, in deutscher Sprache mit englischen Untertiteln und in der 55-minütigen Fernsehfassung, die auch im Anschluss an die Fernseh-Übertragung der Uraufführung im Februar gezeigt wurde (es war allerdings auch eine längere Kino-Version angekündigt worden). Ein 56-seitiges Beiheft enthält Essays und zeitgenössische Texte zum Film (u. a. von Fritz Lang und Luis Buñuel). Insgesamt sind drei inhaltsgleiche Kaufvideos produziert worden: eine DVD-, eine Blu-ray- und eine limitierte Steelbook-Version, die sowohl die DVD als auch die Blu-ray enthält.

Für diejenigen, die sich bisher noch nicht mit METROPOLIS befasst haben, nun neugierig auf diesen Film geworden sind und ihn vielleicht zum ersten Mal sehen werden, sind zwei Details interessant zu wissen: 1.) Die neu entdeckten Szenen, die nur auf einer stark beschädigten und auf 16mm-Film umkopierten Version erhalten geblieben sind, sind von minderer Bildqualität und inmitten des brillanten anderen Materials deutlich zu erkennen, auch das Bildformat dieser Szenen ist beschnitten (oben und an der Seite fehlen Bildinformationen, die innerhalb der Rekonstruktion nun schwarz dargestellt werden). 2.) Die Vorführdauer, inklusive der neuen fünfundzwanzig Minuten, beträgt nun etwa zweieinhalb Stunden, so wie wohl auch bei der Premiere im Jahr 1927. Wer vielleicht schon in den Neunziger Jahren die damalige METROPOLIS-Rekonstruktion von Enno Patalas gesehen hat, wird sich vielleicht erinnern, dass auch diese, obwohl sie natürlich das damals noch fehlende Material noch nicht enthielt, etwa zweieinhalb Stunden lief. Das liegt daran, dass man früher davon ausgegangen ist, der Film sei mit einer Vorführgeschwindigkeit von 18 Bildern pro Sekunde abzuspielen. Neue Erkenntnisse legen inzwischen nahe, dass METROPOLIS bei seiner Uraufführung schneller abgespielt wurde, mit 26 oder gar 28 Bildern pro Sekunde. Bei der neuen Version wählte man einen Kompromiss und legte eine Vorführgeschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde zugrunde: die Bildfrequenz, an die das heutige Publikum gewöhnt ist. Ob neu gesehen oder zum ersten Mal: METROPOLIS bleibt ein Film, der sein Publikum in den Bann zieht, auch nun fast 84 Jahre nach seiner Uraufführung.

OLAF BRILL
29 Nov 2010
Besprechungen anderer METROPOLIS-DVDs:

METROPOLIS DVD-Studienfassung (2006)
METROPOLIS Special Edition (2003)


Bücher über METROPOLIS und Fritz Lang:

Fritz Langs METROPOLIS (2010)
Erich Kettelhut: Der Schatten des Architekten (2009)
Daniel Semler: Brigitte Helm (2008)
Minden, Bachmann (Hg.): Fritz Lang's METROPOLIS (2002)
Aurich, Jacobsen, Schnauber (Hg.): Fritz Lang (2001)
Thomas Elsaesser: METROPOLIS (2001)
Enno Patalas: METROPOLIS in / aus Trümmern (2001)
Georges Sturm: Die Circe, der Pfau und das Halbblut (2001)
Jacobsen, Sudendorf (Hg.): METROPOLIS (2000)

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filmhistoriker.de, edited by olaf brill.

Last update (this page): 29 Nov 2010.

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