DVD REVIEW

ASPHALT
Regional Code 2,
silent with musical score, b/w,
approx. 90 mins, German intertitles, with optional English subtitles,
Eureka Video, catalogue no. EKA40088,
The Masters of Cinema Series no. 7,
released 18 Apr 2005
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    DVD Cover (Eureka Video)

Abstract in English: For the first time, Joe May's wonderful ASPHALT is now available on DVD, one of the finest films of the silent era, released in its last year, 1929. London based Eureka Video, established over the past few years as a top-notch producer of (German) silent film DVD editions, presents Martin Koerber's reconstruction with German intertitels and optional English subtitles.

Der Bulle und das Mädchen 1929: Pflichteifriger Polizeiwachtmeister (Gustav Fröhlich) verliebt sich in kesse Brillantendiebin (Betty Amann). "Es war die Zeit des Bubikopfes, es war die Zeit des kurzen Rockes, der fleischfarbenen Strümpfe" ( Hans Janowitz).

Ein bisschen wie Fritz Langs SPIONE habe man sich den Film vorgestellt, schreibt Filmkritiker Georg Herzberg am Tag nach der Premiere. Titel und Stimmung vom Anfang des Films hätten nicht so eine Liebesgeschichte zwischen Schutzmann und Diebin erwarten lassen, sondern "unter dem Asphalt-Leitmotiv Wirbel und Buntheit und Tempo!" Dennoch ist ASPHALT einer der typischen von Siegfried Kracauer so genannten Straßenfilme aus den letzten Jahren der Weimarer Republik: Der brave Bürger setzt sich dem wilden Abenteuer der Straße aus, meist verführt von einer femme fatale, die ihn fort lockt von Heim und Herd, wohin er aber am Ende geschlagen und reumütig zurückkehrt. Für Kracauer kennzeichnet dieses Motiv den Zustand der Weimarer Republik in ihrer Endphase: Nachdem dem Bürger das wilde Abenteuer Demokratie zu gefährlich scheint, sehnt er sich nach dem Rückzug ins deutsche Wohnzimmer. Am Ende von ASPHALT kehrt der Polizist mit hängendem Kopf zu seinen treu sorgenden Eltern zurück. Die Diebin geht in einem Akt der Selbstopferung für ihn ins Gefängnis. Er sagt, er werde auf sie warten. Kritiker Herzberg meint, Kuss und happy ending hätten die Produzenten dem Zuschauer ruhig gewähren können, sonst würde er nicht verstehen, dass am Ende alles gut würde. Aber wenn die Liebenden doch noch zusammenfinden, dann gewinnt nicht die Straße, sondern die wilde Diebin wird domestiziert.

ASPHALT von Fritz-Lang-Entdecker Joe May, eines jener großen Werke, die noch im letzten Jahr der Stummfilmzeit herauskamen und einer der schönsten deutschen Stummfilme, erscheint jetzt zum ersten Mal auf DVD, herausgegeben von Eureka Video, London, die sich in den letzten Jahren fest etabliert haben mit exzellenten Editionen klassischer Filme, darunter zahlreicher deutscher Stummfilme. In der neuen "Masters of Cinema"-Reihe sind u.a. bereits Fancks DER HEILIGE BERG, Dreyers MICHAEL, Murnaus TARTÜFF und Langs METROPOLIS und SPIONE erschienen, allesamt in den neuesten Rekonstruktionen und deutlich vor ihren Veröffentlichungen in Deutschland. ASPHALT erscheint als Nr. 7 der Serie und bietet die von Martin Koerber rekonstruierte Fassung mit deutschen Zwischentiteln und wahlweise englischen Untertiteln, besser also kann man diesen wunderbaren Film auf DVD nicht zu sehen bekommen. Das Begleitmaterial auf der DVD ist rar, dafür hat Eureka den Aufwand für das Print-Begleitmaterial erhöht und ein schönes kleines Heftchen mit Filmdaten, Bildern und dem Essay eines Filmhistorikers beigefügt. Eine hervorragende Idee, denn zwar möchte man zum Film gern ein paar Texte lesen, aber kaum auf dem Fernsehschirm. Dem Zuschauer die Möglichkeit zu bieten, auf dem Sofa zu sitzen und dabei ein kleines Büchlein durchzublättern, ist daher genau richtig. Zur Nachahmung empfohlen.

OLAF BRILL
02 Jun 2005

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filmhistoriker.de, edited by olaf brill.

Last update (this page): 02 Jun 2005.

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